Humor

[ Neues von den Bremer Stadtmusikanten ]



Unter der Kenntnis des Märchens von den Bremer Stadtmusikanten wird in epischer Form und lyrischer Bildhaftigkeit von den vier Tieren das Märchen in unsere Tage hinein weitererzählt:
Wie die vier Tiere selbst beschaulich und bedürfnislos im Räuberhaus leben, wie die Räuber als Hausierer und Gendarme verkleidet die Möglichkeit ausspähen, wieder in ihr Haus zu kommen, wie schließlich aus den Räubern in der Welt berühmte und erfolgreiche Leute werden.
Kurzinformation für den Spielleiter, vom Deutschen Theaterverlag Weinheim

Im Anhang:
Kleiner Bahnhofssketch „Fauchende Lokomotive“

 

      Keine gereimten Lebensweisheiten, keine Nonsense-Verse ) oder nur wenige - Spaß mit Hintergrund.
Durch den vielfach illustrierten Band zieht sich ein Kabinett kleiner Geister: ungewöhnliche Geschöpfe und durchaus gewöhnliche Käuze; oft sehr schrullige, meist aber liebenswürdige.      (Verlags-Katalog)

      "....Natürlich könnte man an die bekannten Namen denken: Morgenstern, Ringelnatz, Eugen Roth. Aber es gibt doch durchaus den ganz eigenen Ton darin. Wenn ich das eine nennen darf: die, trotz kleiner Spitzzüngigkeiten, immer wieder doch milde, versöhnliche Stimmlage, das Zulaufen auf die leichte, fast sanfte Pointe... Häufig wird eine kleine Geschichte erzählt, Balladen in Miniaturform, scheinbar mit leichter Hand und doch hintergründiger Raffinesse gemacht... Hervorzuheben sind auch die hervorragenden Zeichnungen...

Nino Erné, Publizist und Schriftsteller, ehem. Lektor S. Fischer

Amazon.de 4 Sterne

[ Lächelleicht bis heiter ]

 

[ Der Ulu-Hulu: 1. Teil ]

[ Der Ulu-Hulu: 2. Teil ]

[ Fauchende Lokomotive ]

Drei Tage Verwandtenbesuch.
Man hat sie schließlich in Harmonie und Frieden hinter sich gebracht.
Die angereiste Familie wartet mit ihren Gastgebern auf den Zug, der sie wieder nach Haus bringen soll.
Da kündigt ein Lautsprecher eine viertel-stündige Verspätung an.
Man hat sich alles gesagt: Wie gut das Essen war, wie gut sich jeder mit jedem verstanden hat, wie gemütlich es diese drei Tage für alle im gemeinsamen Quartier gewesen ist.
Man muss eine weitere Viertelstunde mit Worten füllen.
Die Worte des Danks und der gegenseitigen Belobigungen sind aufgebraucht.
Während man sie nochmals wiederholt, fällt doch plötzlich das eine verhängnisvolle Wort, das immer neue verhängnisvolle Worte nach sich zieht.
Die Harmonie ist zerrissen. Eine heftige Wortschlacht setzt ein. Sie steigert sich bis an den Punkt, wo die eben noch so friedlich Versammelten mit Koffern und Taschen aufeinander einzuschlagen beginnen.
Das aber ist noch nicht das Ende.
Die Pointe wartet noch – bis zum Eintreffen des Zugs.
Und nochmals darf sich das Blatt wenden.

[ Die Angstverkäufer ]

Aus einem Labor sind zwei künstlich gezüchtete Virenstämme entwichen, beide im Auftrag der Kriegsindustrie entwickelt. Es heißt von ihnen, sie würden einen direkten Einfluss auf das Angstzentrum im Gehirn ausüben. Im einen Fall produziert das Virus irrationale Ängste und Halluzinationen, im anderen wird jede Angstregung ausgeschaltet. So jedenfalls heißt es. Öffentlich wird der Vorfall vertuscht.
Zwei Straßenhändler haben daraus ihre eigene Geschäftsidee entwickelt. Ihre Feststellung ist, dass ein Großteil der Bevölkerung mit dem erstgenannten Virus bereits infiziert ist und von irrationalen Ängsten verfolgt wird. Dafür haben sie hunderte von Beweisen gesammelt. Ein wirksamer Impfstoff ist nicht in Sicht. Doch lässt sich diesem Virus auf andere Weise beikommen.
Wie jeder Computer über ein RESET-Programm verfügt, so kann auch das Gehirn auf einen Zeitpunkt zurückgestellt werden, wo das Virus noch keine Macht über den Infizierten erlangt hat: ein versprechendes Rettungsangebot, wenn auch verbunden mit einigen Risiken.
Die Angst ist das alles beherrschende Thema. Es hebt zu immer neuen dramatischen Höhenflügen ab. Und nähert sich damit doch mehr und mehr seinem Absturz – zwischen Lächerlichkeit und Lächeln.

[ Kosmonaut in der Warteschleife ]

Im stolzen Alter von hundertvier erwartet Jakob seinen Aufruf als einer der ersten Marstouristen. Schon vor einundsiebzig Jahren hat er sich ein Ticket für diesen Flug zum roten Planeten gesichert. Er hat sein Leben asketisch gehalten, um die hohe Summe aufbringen zu können, eine konsequente Rohkosternährung und ein tägliches Krafttraining haben seinen Körper fit gehalten. Und fit ist er auch noch im Kopf.
Freilich, in seinem Kopf ist währenddessen vieles passiert. Die lange Wartezeit hat ihn im Selbststudium zum Astrophysiker werden lassen und ihm ein bemerkenswertes Wissen über die Gesetze des Universums und der Materie, speziell aber über den Planeten Erde verschafft.
Nichts ist, wie es scheint. Der neuen jungen attraktiven Frau vom Essensservice, die eigentlich in Eile ist, setzt er damit zu, dass ihr der Kopf schwirrt und dass sie, in immer neue Gedankenverschlingungen gelockt, den Moment des fälligen Absprungs kaum noch finden kann. Auch der Fitnesstrainer wird nicht verschont.
Die Zumutungen an ein herkömmliches naives Denken sind ungeheuerlich. Doch sie sind fern jeder Fantastik – fantastisch ist, wie die Menschen über Jahrtausende ihren Planeten und den Kosmos betrachtet haben und was sie für Wirklichkeit hielten.

[ Die dritte Büchse der Pandora ]

Pandora – das ist die junge Frau des griechischen Mythos, die leichtfertig die ihr von Zeus anvertraute Büchse öffnete, die alles Leid und Gebrechen über die Menschheit ausstreute…
Wenige wissen, wie die Geschichte weiterging. Sie suchte Göttervater Zeus erneut auf und bat um eine zweite Büchse, die allem, was die Menschen taten und dachten, ein Stück Freude hinzufügen sollte. Zeus zögerte, doch er gewährte die Bitte.
Allem war jetzt ein Stück Freude hinzugefügt. Die Menschen, wie sie nun einmal waren, spotteten – und sie fühlten Freude dabei. Wie vorher täuschten, tricksten und logen sie – und sie fühlten Freude. Mit Freude nahmen sie Rache.
Pandora merkte, dass sie etwas falsch gemacht hatte, und so ging sie ein drittes Mal zu Göttervater Zeus. Sie hatte für sich erkannt, dass das meist verbreite Übel die Lüge war. So wagte sie eine weitere letzte Bitte: dass alle Lüge auf der Welt für immer verschwinden sollte.
Eigentlich genügte ein kleiner Trick: Wenn die Menschen alles, was sie heimlich dachten, auch unvermeidbar und offen aussprachen, war jedes Lügen unmöglich geworden.
Es ist nicht überliefert, ob Pandora diese dritte Büchse jemals geöffnet hat. Ihr war bewusst, dass sie in jedem Fall besser prüfen musste, ob sie auf diese Weise nicht erneut ein ungeahntes Übel heraufbeschwören könnte.
Hier allerdings geschieht es.